Leitungswasser - Iontophorese

 
Definition

Die Leitungswasser-Iontophorese ist ein Verfahren, bei dem mit Hilfe von Wasserbädern oder feuchten Elektroden kontinuierliche oder hochfrequent gepulste Gleichströme durch definierte Hautareale geleitet werden. In der Regel werden Handflächen und Fußsohlen oder Achselhöhlen behandelt. Ferner lassen sich auch andere Hautpartien, wie das Gesicht, therapieren.

 Indikation

  • Idiopathische Hyperhidrosis der Handflächen und Fußsohlen oder Achselhöhlen
  • Multiple therapieresistente Verrucae vulgares an Händen oder Fußsohlen  
  • Rezidivierende dyshidrosiforme Hand- oder Fußekzeme  
  • Dyshidrosis  
  • Postoperative Hyperhidrosis
  • Sudeck-Syndrom
  • Neigung zu Gram-negativen Fußinfekten
  • Keratoma sulcatum
  • Mykosen, bei denen die Hyperhidrosis einen prädisponierenden Faktor für die Infekte darstellt.

Wirkmechanismus

Laut einer Studie der American Academy of Dermatology liegt die Erfolgsquote der Leitungswasser-Iontophorese bei 83 Prozent. Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht hinreichend geklärt. Reinauer et al (1995) gehen in ihrer Studie von einer postsynaptischen Störung des sekretorischen Epithels aus. Sato et al (1993) vermuten eine Akkumulation von Wasserstoffionen im Ausführungsgang und sekretorischen Teil der Schweißdrüsen mit destruktiven Veränderungen durch den niedrigen pH-Wert.

 Auswahl des Therapiegeräts

4.1 Leitungswasser-Iontophorese mit kontinuierlichem Gleichstrom

Die Behandlung mit kontinuierlichem Gleichstrom gilt derzeit als Standardtherapie und gewährleistet eine hohe Wirksamkeit bei allen Schweregraden der Hyperhidrosis. Nachteilig ist bei unsachgemäßer Handhabung, das Auftreten von schwachen Stromschlägen. Eine elektronische Messung des Hautleitwerts ermöglicht bei modernen Geräten, wie Idromed 5 GS und PS von Dr. K. Hönle Medizintechnik [1], eine automatische, kontrollierte Auf- und Abregulierung des Therapiestroms, so dass der sogenannte „Weidezauneffekt“ vermieden wird.

4.2 Leitungswasser-Iontophorese mit gepulstem Gleichstrom

Die Leitungswasser-Iontophorese mit gepulstem Gleichstrom ist aufgrund der fehlenden Nebenwirkungen, wie Hautirritationen oder Missempfindungen, insbesondere für empfindliche Menschen geeignet. Sehr gute Ergebnisse lassen sich bei mittelgradiger bis schwerer Hyperhidrosis erzielen. Nur bei extremen Formen der palmoplantaren Hyperhidrosis empfiehlt sich die Behandlung mit kontinuierlichem Gleichstrom. Die Pulsstrom-Iontophorese kann auch bei Kindern angewendet werden. Wegen ihres geringeren Hautwiderstands und ihres höheren Schmerzempfindens ist für sie der kontinuierliche Gleichstrom nicht geeignet. Grundsätzlich gibt es keine Altersbeschränkung, aber das Kind muss in der Lage sein, die Therapieanweisungen zu verstehen und zu befolgen.

4.3 Leitungswasser-Iontophorese mit variablem gepulstem Gleichstromhttps://homepagedesigner.telekom.de/.cm4all/widgetres.php/de.dtag.hosting.hpcreator.widget.LinkList/img/thumbnail.png
Die Iontophorese mit variablem Pulsstrom ermöglicht die Anpassung des Pulses an unterschiedliche Hautdicken. Hierbei wird die Puls-Pause verändert. Dabei gilt, je dicker die zu behandelnde Hautschicht ist, desto höher wird der Puls einreguliert. Die Füße werden dabei oft mit 80-90% Puls therapiert, empfindlichere Stellen wie Hände mit kleinerem Puls um die 70%, sensitive entsprechend mit 50-60%. Dadurch kann in gleicher Zeit ein mehr an Dosis erzielt werden. Schlussendlich kann dadurch die Behandlungszeit sinken. Um die persönlich beste Stromform zu finden bietet die Firma Bindner Medical, welche sich auf die Iontophorese spezialisiert hat, einen guten Überblick für Iontophorese-Geräte. Diese kann man dort auch mieten oder kaufen. Klicken Sie hier :

5 Durchführung

5.1 Anwendung

Eine Behandlungseinheit dauert durchschnittlich zehn bis 15 Minuten. Vor dem Füllen der Wannen mit Leitungswasser werden die Elektroden mit einem Gitter abgedeckt, um einen unmittelbaren Hautkontakt zu vermeiden. Die Wannen werden ca. drei bis vier cm hoch mit Leitungswasser befüllt, so dass die Handflächen und Fußsohlen vom Wasser bedeckt sind. Die Schwammtaschen für die Behandlung der Achseln werden kräftig getränkt. Bis der gewünschte Heilungserfolg erzielt ist, soll die Behandlung gleichmäßig mindestens dreimal wöchentlich durchgeführt werden. In der Erhaltungsphase reicht in der Regel eine Sitzung pro Woche aus. Da die Erhaltungsbehandlung kontinuierlich fortgeführt werden muss, empfiehlt sich ein Heimgerät für den Patienten. Vor der Behandlung sollten die entsprechenden Hautpartien fettfrei gemacht werden (Waschen mit einfacher Seife genügt). Bei einer starken Verhornung  kann ein Wechsel der Polarität erforderlich sein.

5.2 Sicherheitsvorkehrungen

Vor der Iontophorese-Behandlung müssen metallische Gegenstände im Bereich der behandelten Haut (Armbänder, Ringe) entfernt werden. Epitheldefekte sind mit Vaseline abzudecken, um sie vor zu hohen Stromdichten zu schützen. Das Wasser darf weder entionisiert sein, noch dürfen andere Zusätze hinzugefügt werden, da sonst die Wirksamkeit der Leitungswasser-Iontophorese vermindert wird und unerwünschte Effekte auftreten können.

5.3 Hygiene

Nach jeder Behandlung gilt es, Wannen und Elektroden gründlich zu desinfizieren. Salbenreste müssen durch Abspülen entfernt werden. Die isolierenden Gitter sollten aus hygienischen Gründen nur für einen Patienten verwendet werden. Der Einsatz von Cremes und Ölen sollte bei der Therapie vermieden werden.

6 Kontraindikationen

  • Patienten mit einem implantierten elektronischen Gerät (z. B. Herzschrittmacher) dürfen nicht mit Leitungswasser-Iontophorese behandelt werden.
  • Für Schwangere liegen keine ausreichenden Studien vor
  • Metallimplantate im Bereich des Stromflusses (Arme oder Beine) verbieten eine Behandlung der entsprechenden Extremitäten.
  • Körperpartien mit größeren Hautdefekten, die nicht mit Vaseline oder isolierenden Pflastern oder Folien abgedeckt werden können, sind von der Therapie auszuschließen.
  • Die gleichzeitige Behandlung der Hautpartien mit Aluminiumchlorid kann die Wirksamkeit der Leitungswasser-Iontophorese herabsetzen.

   7 Nebenwirkungen

  • Während der Anwendung von kontinuierlichem Gleichstrom können leicht stechende, brennende oder kribbelnde Missempfindungen an den behandelnden Hautarealen auftreten.
  • Durch unsachgemäße Handhabung der Therapiegeräte mit kontinuierlichem Gleichstrom kann beim plötzlichen Eintauchen oder Herausnehmen der Hände bzw. Füße ei
  • leichter Stromschlag auftreten.
  • Rötungen und gelegentlich kleine flüchtige Vesikeln können unmittelbar nach der Behandlung auftreten.

8 Literatur

Schlereth, Tanja (2009): Hyperhidrose – Ursachen und Therapie von übermäßigem Schwitzen. In: Deutsches Ärzteblatt, 106 (3), S. 32-7. Melnik, Bodo (2006): Leitungswasser-Iontophorese. In: Der Facharzt, 2/2006, S.12-14. Sato K et al. (1993): Generation and transit pathway of H+ is critical for inhibition of palmar sweating by iontophoresis in water. In: J Appl Physiol,75, S. 2258 2264. Hölzle, Erhard et al. (2010): Empfehlungen zur Leitungswasser-Iontophorese. In: JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vol. 8, Issue 5, S. 379–385. Reinauer Stephen et al. (1995): Die gepulste Gleichstrom-Iontophorese als neue Behandlungsmöglickeit. In: Hautarzt 46, S. 543-547.  

 

Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Herstellern solcher Geräte. Einer Kostenübernahme wird bei entsprechender Verordnung und Begründung von deutschen Krankenkassen in der Regel entsprochen.


 











 


 


 


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